- "Man kann den Sinn und die historische Mission unserer Zeit in einem zusammenfassen: Ihre Aufgabe ist es, die Kulturmenschheit neu zu ordnen, an die Stelle des bisher herrschenden gesellschaftlichen Systems ein neues zu setzen. Alle Um- und Neuordnung besteht nun in zweierlei: In der Zerstörung der alten Ordnung und im Neuaufbau der neuen.
Zunächst einmal müssen alle Grenzpfähle, Ordnungsschranken und Etikettierungen des bisherigen Systems beseitigt und alle Elemente des Systems, die neu geordnet werden sollen, als solche, gleichwertig untereinander auseinander gelegt werden. Sodann erst kann das zweite, die Neuordnung dieser Elemente, begonnen werden. Sodann besteht denn die erste Aufgabe unserer Zeit in der Zerstörung: Alle sozialen Schichtungen und gesellschaftlichen Formungen, die das alte System geschaffen hat, müssen vernichtet, die einzelnen Menschen müssen aus ihren angestammten Milieus herausgerissen werden; keine Tradition darf mehr heilig gelten; das Alter gilt nur als Zeichen der Krankheit; die Parole heißt; was war, muss weg.
Die Kräfte, die diese negative Aufgabe unserer Zeit ausführen, sind auf wirtschaftlich-sozialem Gebiet der Kapitalismus, auf dem politisch-geistigen die Demokratie. Wie viel sie bereits geleistet haben, wissen wir alle; aber wir wissen auch, dass ihr Werk noch nicht ganz vollbracht ist. Noch kämpft der Kapitalismus gegen die Formen der alten, traditionellen Wirtschaft, noch führt die Demokratie einen heißen Kampf gegen alle Kräfte der Reaktion. Vollenden wird das Werk der militärische Geist. Sein Uniformierungsprinzip wird die negative Aufgabe der Zeit restlos durchführen: Wenn erst alle Glieder unseres Kulturkreises als Soldaten unseres Kultursystems uniformiert sind, ist diese Aufgabe gelöst.
Dann aber erhebt sich die andere, die größere und schwierigere Aufgabe: Der Aufbau der neuen Ordnung. Die Glieder. Die nun aus ihren alten Verwurzelungen und Schichtungen herausgerissen sind und ungeordnet, anarchisch herumliegen, müssen zu neuen Formungen und Kategorien geschlossen werden. Ein neues, pyramidales, hierarchisches System muss errichtet werden.
Ich erspare mir Mutmaßungen über die Entwicklung der Verwirklichung auf Basis der Ansicht Goldmanns, denn wir durften sie erleben, in Form von zwei Weltkriegen. Der erste beendete die Feudalherrschaft und der zweite förderte die Bereitschaft, den Aufbau eines europäischen Staatenbundes in der Salamitaktik durchzusetzen. Anders, als so mancher glaubt, kamen die Alliierten nicht, um uns zu befreien, sondern um uns unsere Souveränität zu nehmen und damit ihrem Ziel, eine "Neue Weltordnung" zu gestalten, ein großes Stück näher zu kommen.
Die "Europäische Idee", bereits lange vor WK II propagiert und wohl auch bereits längst heimlich in Angriff genommen, ist eine Idee großartiger Versprechungen und Heilslehren und offenbar macht sich niemand große Gedanke darüber, wie dies Heilsversprechen denn wohl eingelöst werden sollen. Hilfreich sind für solche Vorhaben natürlich Euphemismen, also wohlklingende Wortspiele wie z. B. Demokratie, nie wieder Krieg, Rechtsstaat. Diese Begriffe haben sich uns eingeprägt, denn sie werden uns seit nunmehr 60 Jahren in allen politischen Aussagen um die Ohren gehauen und eine systemkonforme Presselandschaft verhindert jeglichen Zweifel an diesen Aussagen, weil die Realität völlig ausgeblendet wird, wenn es darum geht, die Rechtmäßigkeit dieser Aussagen in Frage zu stellen. Betrachtet man "Demokratie" aus dem Ursprung der griechischen Überlieferung, dann stimmt es, wir haben eine Demokratie, denn auch bei den alten Griechen galt diese Demokratie nur für die oberen Zehntausend. Ob die Menschen im alten Griechenland, die als nicht würdig der Mitsprache betrachtet wurden (Sklaven, Frauen, Tagelöhner, Handwerker etc.) diese Demokratie auch als solche empfunden haben, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Aber für einen der großen Philosophen und Gelehrten dieser Zeit, Aristoteles, war diese Demokratie bereits zu viel, in seinen Augen die Herrschaft des Pöbels. Zum Beitrag
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