"Als nächstes wird der Staatsmann billige Lügen erfinden, die die Schuld der angegriffenen Nation zuschieben, und jeder Mensch wird glücklich sein über diese Täuschungen, die das Gewissen beruhigen. Er wird sie eingehend studieren und sich weigern, Argumente der anderen Seite zu prüfen. So wird er sich Schritt für Schritt selbst davon überzeugen, dass der Krieg gerecht ist und Gott dafür danken, dass er nach diesem Prozess grotesker Selbsttäuschung besser schlafen kann." Mark Twain - 'Der geheimnisvolle Fremde'

Sonntag, 8. August 2010

Mit etwa 55 Milliarden Franken schlagen die Krankenkassenprämien pro Jahr zu Buche. Eine unverantwortliche Situation, die sich Jahr für Jahr verschärft.Daß sehen mittlerweile auch viele Menschen in diesem Land. Die gegen 150 000 Leistungsstops und über 400 000 Betreibungen können nicht auf liederliches Verhalten der Versicherten zurückgeführt werden.  Leserbriefe sind für mich, unter den üblichen Vorbehalten, immer ein gutes Stimmungsbarometer.

Ein Teil dieser Leserbriefschreiber gibt unumwunden zu, daß sie mit dieser Politik nicht mehr einverstanden sind und sucht die Probleme beim System, wo es tatsächlich auch ist. Sie rufen teilweise offen zur Zahlungsverweigerung auf.

Ein anderer Teil sagt eigentlich dasselbe, wenn auch noch etwas verschleiert.

Und dann gibt es noch die Unverdrossenen. Sie sehen die Probleme beim zu vielen „Ausgang“ (gemeint sind Vergnügungen) der Leute, beim Zigarettenkonsum und so weiter. Es kommen da auch Vorschläge wie: Die Prämien gleich beim Arbeitgeber einzufordern, oder den Karren laufen lassen, nach dem Motto: Wer nicht hören will, muß fühlen, oder: Zahlst Du die Prämien nicht, dann spüre ruhig den Leistungsstop.





Bei der ganzen Problematik haben verschiedene Akteure Anteil, wobei die Hauptverursacher für die ganze Misere sind:

  • Die Politiker, weil sie keine Kraft aufbringen, sich aus den Fesseln der Interessengruppen zu lösen. Es könnte sie ja Geld und ihre Wiederwahl kosten.
  • Der Wähler, weil er ohne nachzudenken immer noch alle Schlagworte glaubt und nicht bereit ist, auch einschneidende Massnahmen zu fordern. Es könnte ihn ja selber treffen.

Pharmaindustrie und Teile der  Ärzteschaft versuchen lediglich, mit allen Mitteln ihren Profit zu erhöhen. Wer ihnen deswegen einen Vorwurf machen will, soll unser ganzes Wirtschaftssystem, was eigentlich an der Zeit wäre, infrage stellen. Sowohl Teile der Ärzteschaft als auch die Pharmaindustrie handeln so, wie man es ihnen erlaubt zu handeln. Wer darüber erstaunt ist, ist naiv. Nebst allem: Wenn der Mensch sich nicht wieder vermehrt für seine Gesundheit selber verantwortlich fühlt und vom herrschenden  Allmachbarkeitsglauben befreit, ist sowieso keine Änderung möglich. 

Die Krankenkassen
    Wir beschränken uns hier aber zuerst einmal auf die Krankenkasse selber. Also auf das Vehikel, auf das Transportfahrzeug und lassen Chauffeur, Passagiere, Treibstoff, Verkehrsregeln und Verkehrspolizei noch ausser Acht.

    Die erste Frage, die sich aufdrängt lautet:Wieso müssen die Versicherungen Gewinn erzielen? Natürlich, wir haben ja in der Schule gelernt, jedes Unternehmen muß Gewinn erzielen. Doch wir sollten aufhören einfach alles zu übernehmen, was uns einmal beigebracht wurde. Ich behaupte:   
    • Die Krankenkassen haben keine Gewinne zu erzielen, es muss ihnen sogar verboten sein.
    Nebst den Krankenkassen gibt es noch eine ganze Reihe von Unternehmen, die keine Gewinne zu erzielen hätten, zum Beispiel sämtliche Elektrizitätswerke. Wem gehört das Wasser, dass sie stauen? Der Allgemeinheit! Und die immer ins Feld geführten Investitionen, die kann die Allgemeinheit auch tragen. Es bleiben immer noch Milliarden übrig, für NULL Risiko! Die Atomkraftwerke? Wer trägt hier das Risiko? Die Allgemeinheit. Wenn schon Ungetüme die ein solches Risiko in sich tragen gebaut werden, dann haben sicherlich nicht noch Privatfirmen den Gewinn einzustreichen. Das jedoch nur neben bei. Diese Dienstleister also, inklusive der Krankenkassen haben ausschliesslich die Dienstleistung bei ausgeglichener Bilanz zu erbringen.  
    • Organisation
      Aus diesem Grund ist eine Krankenkasse als Verein oder Genossenschaft zu organisieren. Also keine AG oder GmbH. Der Vereinszweck wird wie üblich in den Statuten festgehalten. Der Verein ist auf jeden Fall nicht kommerziell, hat eine ausgeglichene Rechnung zu präsentieren und die Pflicht, Rückstellungen zu äufnen. Diese Rückstellungen sind nach zwei oder drei Jahren anzupassen. Beim Überschreiten einer Obergrenze sind Prämienreduktionen fällig, beim Unterschreiten Prämienerhöhungen. Gewinnausschüttungen gibt es nicht. 
      • Aufgaben 
        Weder Beteiligungen, noch Erwerb von Liegenschaften, noch Börsengeschäfte gehören zu den Aufgaben der Krankenkassen. Die Krankenkasse ist eine Gefahrengemeinschaft. Sie berechnet die Prämien, sorgt für das Inkasso, regelt die effiziente Abwicklung der Fälle und sorgt für eine ausgeglichene Rechnung – basta.
        • Löhne
          Die Löhne der Angestellten entsprechen etwa den Löhnen, die für eine vergleichbare Arbeit in anderen Unternehmen gezahlt werden. Irgendwelche Diskussionen über Bonis entfallen. Durch diese Vorgehensweise ist sichergestellt, daß das Potential für  Mißstände aller Art möglichst gering gehalten ist. 
          • Leistungen
            Der Leistungskatalog wird neu definiert. Die Grundversicherung deckt ausschließlich die notwendigen Maßnahmen, wobei dieser Katalog wirklich sehr eng gehalten wird. 
            • Wahl der Behandlungsart
              Der Versicherte hat die freie Wahl zwischen "Schulmedizin" und "Alternativ"- beziehungsweise "Volksmedizin".
              • Weitere Risiken
                In Zusatzversicherungen können individuell weitere Risiken versichert werden.
                • Anzahl der Kassen
                  Grundsätzlich ist es wohl besser, keine Vorgaben über die Anzahl der Kassen zu machen.

                  Initiative der Bürger
                      Es muss sich eine Gruppe von Menschen zusammenfinden, die unabhängig von Parteien und anderen „staatstragenden Institutionen“ eine Initiative auf die Wege bringt, um das Krankenkassensystem in der Art wie es oben beschrieben wurde, zu reformieren. Es ist klar, daß eine Reform mit den etablierten Parteien nicht möglich ist. Ihre Exponenten sind Interessenvertreter der Krankenkassen, wie sie heute sind. Darum müssen unabhängige Bürger die Sache in die Hand nehmen und den Stimmbürger ehrlich über den Sachverhalt zu informieren. Der unabhänige Bürger hat es nicht nötig, fahrlässig Versprechungen, die sowieso nicht eingehalten werden können, abzugeben.

                      Auch wenn die Situation sehr ernst ist, werden die Initianten diese sachlich aufzeigen können, weil ihre Interessen absolut offen liegen. Ein bezahlbares Krankenkassensystem, dass sich wieder auf die Notwendigkeiten beschränkt.
                      Bei einer allfälligen Abstimmung wird sich dann zeigen, wie mündig der Wähler wirklich ist. 

                      Widerstand
                          Das größte Problem, es sei wiederholt, werden bei einer Umsetzung natürlich die Widerstände des politische Establishments sein, deren Exponenten ja von den jetzigen Zuständen bestens leben, notabene auf Kosten der Prämienzahler. Die untenstehende Auflistung (nicht vollständig) zeigt die erschreckende Verfilzung* ansatzweise auf. Alle "tragenden" Parteien sind mit von der Partie. Können wir allen Ernstes annehmen, dass unter einer solchen Konstellation Probleme gelöst werden können?

                          Es ist erstaunlich, dass es noch sehr viele Menschen gibt, die unser Gesundheitssystem als eines der besten weltweit betrachten. Hier lässt man sich wieder einmal allzugerne bauchpinseln und denkt dabei: Ja, es ist schon teuer, aber es ist das beste System. Wir können uns das zum Glück leisten. Das Verhältnis zwischen der Gesundheit der Bevölkerung und den Kosten ist eine Katastrophe, so sieht es aus!dies leisten und je teurer desto besser. 

                          Die Krankenkassen hatten über Jahrzehnte alle Möglichkeiten des "freien Unternehmertums". Doch wie wir sehen, hat sich diese Methode, zugegebenermassen aus verschiedenen Gründen, nicht bewährt. Unser "Gesundheitssystem" verschlingt mittlerweile um die 55 Milliarden Franken und die Tendenz ist stark steigend. In Anbetracht dieser Situation sind jetzt endlich Massnahmen zu ergreifen und nicht weitere hohle Versprechungen zu akzeptieren oder weiterhin eine Flickwerkpolitik zu betreiben. 

                          Einwände
                          • Wenn kein Gewinn erzielt werden kann, dann wird niemand ein solches Geschäft betreiben
                            Sollte dies tatsächlich der Fall sein, was ich mehr als bezweifle, dann ist eine behördliche Einheitskasse (analog SUVA) zu installieren. Die Unternehmen müssen sich allerdings entscheiden. Sie können nicht nur die "guten Risiken", bei denen sie bei der Tarifierung freie Hand haben, beanspruchen. Sie führen die Krankenkasse entweder inklusive der Grundversicherung wie oben beschrieben oder gar nicht mehr. 
                            • Als Verein oder Genossenschaft lässt sich eine Krankenkasse nicht realisieren 
                              Im Gegenteil, der Verein oder die Genossenschaft erleben in allen Bereichen eine Renaissance. Die Schweizereische Mobiliar ist zum Beispiel auch heute noch genossenschaftlich organisiert, wenn mir auch nicht bekannt ist, wieviel des genossenschaftlichen Gedankengutes da noch mitspielt. 
                              • Keine Boni mehr für gute Arbeit? Da werden sich keine gute Leute finden lassen
                                Im Gegenteil, immer mehr. Eine sichere, verantwortungsvolle Arbeit, die auch noch der Gesellschaft zugute kommt, ist immer nachgefragt. Statt der Boni kann ja auch ein gutes Gehalt bezahlt werden. 
                                • Leistungskatalog
                                  Die Grundversicherung deckt nur das wirklich Notwendige. Es gibt ja entsprechende Parameter die man hinzuziehen kann, um dieses "Notwendige" zu definieren. Ganz wichtig ist, dass keine Interessenvertreter bei der Findung mitreden.
                                  • Weitere Risiken
                                    Wer den Wunsch hat, weitere Behandlungsarten und Leistungen zu versichern, kann das auf freiwilliger Basis tun.
                                    • Freie Behandlungswahl
                                      Es ist einem Erwachsenen zuzumuten, sich für die Art der Behandlung selber zu entscheiden. Schulmedizin, Alternativ- und Volksmedizin stehen zur Auswahl. Die Streiterein unter sogenannten Fachleuten sind lediglich Verteilungskämpfe, die jetzt der Vergangenheit anzugehören haben.    

                                      Umsetzung durch unabhängige Spezialisten
                                          Ich bin absolut davon überzeugt, dieser Plan ist zu realisieren, wenn sich genug Menschen zusammentun und wird dem Einzelnen ein großes Stück Freiheit zurückgeben, allein schon durch die Entlastung seines Budgets.

                                          Bitte drehen Sie mir keinen Strick daraus, wenn hier alles skizzenhaft beschrieben ist. Es gibt jedoch Fachleute, auch hier in der Schweiz, die über die nötigen Fähigkeiten verfügen, eine solche Reform nach wissenschaftlichen Kriterien erfolgreich durchzuführen. Allerdings müssen sowohl die Fachleute wie auch die Initianten auf der Hut sein, denn es wird mit Sicherheit versucht werden, durch Sabotage und Diskreditierung jede substantielle Änderung zu verhindern, geht es doch um einen Milliardenmarkt mit zweistelligen Zuwachsraten.

                                          *Der Gesundheitsfilz

                                          Wem fühlen sich die Parlamentarier stärker verpflichtet? Ihrem Brötchengeber oder dem Bürger, der sie gewählt hat? Einige Parlamentarier weisen derart viele Interessenverfilzungen auf, dass die Frage nach der Verpflichtung berechtigt ist. moneyhouse nennt Ihnen die Namen der National- und Ständeräte, die hinter der mächtigsten und am besten organisierten Interessengruppe stehen - der Gesundheits-Lobby. Keine andere Lobby ist so gut in Bundesbern vertreten, wie die Ärzte-, Krankenkassen-, Versicherungs-, Pharma- und Spital-Lobby. Alle Player aus dem Gesundheitssystem haben Vertreter und Lobbyisten im Parlament. Nur eine Gruppe ist da eine Ausnahme: Die Interessengruppe der Krankenkassenzahler.

                                          Die Gesundheits-Lobbisten

                                          Jürg Stahl, Nationalrat SVP
                                          - Geschäftsleitungsmitglied Krankenkasse Groupe Mutuel
                                          - Präsident der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit
                                          - Groupe de réflexion santé (Beirat) von Groupe Mutuel
                                          - Generalsekretär Groupe Mutuel

                                          Ignazio Cassis, Nationalrat FDP
                                          - Vizepräsident der Verbindung Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH)
                                          - Zentralsekretär Public Health Schweiz
                                          und weitere ärztliche Interessenbindungen

                                          Hans Altherr, Ständerat FDP
                                          - Vizepräsident der Gesundheitskommission (SGK) von 2005 bis 2007
                                          - Verwaltungsrat Rheinburg-Klinik, Walzenhausen
                                          - Schweizerische Stiftung für klinische Krebsforschung
                                          - Generalsekretär Interpharma

                                          Bruno Frick, Ständerat CVP
                                          - Präsident der Gesundheits-kommission (SGK) von 2001 bis 2003
                                          - Verwaltungsrat Swica Gesundheitsorganisation (Krankenkasse)
                                          - Präsident Paraplegiker-Stiftung Nottwil
                                          - Verwaltungsratspräsident Schmerz-und Osteoporose Zentrum, Freienbach

                                          Felix Gutzwiller, Ständerat FDP
                                          - Verwaltungsrat Sanitas
                                          - Verwaltungsrat Mediclinic Switzerland
                                          - Verwaltungsrat Osiris Therapeutics, Baltimore USA
                                          - Unternehmenskommunikation Hirslanden-Gruppe und Kurt Wilhelm
                                          - VR-Präsident Sanitas
                                          und weitere Interessenbindungen im Gesundheitsbereich

                                          Silvia Schenker, Nationalrätin SP
                                          - Präsidentin der Schweizerischen Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO)

                                          Eugen David, Ständerat CVP
                                          - Verwaltungsratspräsident der Helsana-Gruppe

                                          Roland Borer, Nationalrat SVP
                                          - Mitglied der Groupe de réflexion santé von Groupe Mutuel

                                          Ruth Humbel Näf, Nationalrätin CVP
                                          - Krankenkassenverband santésuisse
                                          - Präsidentin Netzwerk gesundheitsfördernder Spitäler und Dienste

                                          Hans-Rudolf Gysin, Nationalrat FDP
                                          - Verwaltungsrat des Generika-Multis Mepha
                                          - Verwaltungsratspräsident von Interpharma

                                          Claude Ruey, Nationalrat FDP
                                          - Präsident Santésuisse
                                          - Präsident des Verbandes für Gemeinschaftsaufgaben der Krankenversicherer (SVK)

                                          Philipp Stähelin, Ständerat CVP
                                          - Spital Thurgau AG
                                          - Stiftung Chiropraktoren-Institut Bern
                                          - Mitglied Groupe de réflexion santé von Groupe Mutuel


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